Ikarus Erben plumpsten in den See

Die lange Vorbereitungszeit und die vielen Arbeitsstunden am Fluggerät haben sich gelohnt. Vor 135.000 Zuschauern legte unser geflügelter Seelöwe Ferdinand mit seinem „Piloten“ Oliver Fess genau acht Meter und zwei Zentimeter zurück, bevor er spektakulär mit der Schnauze zuerst, wie es sich für einen Seelöwen gehört, ins Wasser stürzte. „Unbeschreiblich“ so der Kommentar des Piloten und seines Teams (Christian Baltes, Patrick Dietz, Michael Marx, Rouven Wilhelm), das sich solidarisch hinterher gestürzt hatte.

Am Wochenende fand nämlich in Köln am Fühlinger See, ein Naherholungszentrum in Kölns Norden, der 6. Red Bull Flugtag statt, bei dem 40 Bruchpiloten versuchten mit ihren selbstgebauten und nur mit Muskelkraft betriebenen Fluggeräten so weit wie möglich zu fliegen. Startpunkt war eine sechs Meter hohe Rampe, die weit in den See hineinragte. Bei Traumwetter, 28 Grad Luft- und 20 Grad Wassertemperatur strömten die Zuschauer zum See und bald war die erwartete Marke von 100.000 deutlich überschritten, denn der Eintritt zu dieser familienfreundlichen Veranstaltung war frei und neben den grandiosen Jungfernflügen der selbst konstruierten Fluggeräte, gab es auch noch ein rekordverdächtiges Rahmenprogramm: eine Gleitschirmakrobatik der Flying Bulls, die Musik des Reggae Newcomers Martin Jondo sowie die Kölschrock mit der Band Brings.




Die Merchweiler Seelöwen waren als eins von zwei Saarländischen Teams aus 650 Bewerbern ausgewählt worden, um hier zu starten. Und alle Teams hatten sich richtig Mühe gegeben, ein möglichst auffälliges Flugobjekt zu bauen. Mit dem optisch schönsten Flieger, dem Kölschkranz der Omega Kallenkiller aus Troisdorf oder dem Nachbau des Kölner Doms des Teams „Wir sind Papst“ aus Werl konnte Ferdinand mit „nur“ fünf Metern Spannweite und drei Metern Länge kaum mithalten. Doch die gute Laune, den die Merchweiler Seelöwen mit ihrem Einspiel-Film, gedreht im Neunkircher Zoo (SZ vom 01.08.2006) sowie bei ihrer Performance auf der Rampe verbreiteten, überzeugte die Jury (u.a. Musiker Smudo, Schauspieler Ralf Richter, die zweifach Drachenflugweltmeisterin Corinna Schwiegershausen und Ex-Boxer Torsten May) dann doch durchschnittlich vier Punkte zu verteilen. „Das war ja fast wie bei *NSYNC“, lautete denn auch der Kommentar der TV-Moderatoren Guido Cantz und Annett Fleischer.




Damit konnte der gute Ruf der Saarländer wieder hergestellt werden, nachdem das Flugobjekt „Flying Duck“ der Aeronauten Saar bereits während der Performance durch einen kräftigen Seitenwind von der Rampe geweht wurde und nicht mehr starten konnte. Schade, denn dieses Fluggerät wäre sicherlich geflogen. So kam der fliegende Hai von dem Kölner „Hai-Tec-Team“ mit 15,43m am weitesten! Das Team belegte am Ende aber nur den 2. Platz (15,3 Punkte) hinter den „Kappenbirds“ aus Bergisch Gladbach (14,7 Meter, 15,6 Punkte), die mit einer fliegenden Karnevalsmütze gestartet waren, denn nicht nur die Weite sondern auch der Gesamteindruck des Flugobjektes und des gesamten Auftritts wurden von Jury und Publikum bewertet. Die aeronautischen Leistungen wurden entsprechend entlohnt. So dürfen die Sieger nun zur Flug-WM, dem Red Bull Air Race, nach San Francisco. Das Hai-Tec Team aus Köln gewinnt einen Rundflug mit den Flying Bulls über deren Heimatflughafen in Salzburg. Der Drittplatzierte, die „Green Dragon“, darf einen Blick hinter die Kulissen des einzigen deutschen Kunstflugherstellers Walter Extra in Hünxe werfen.




Einen Zusatzpreis hätten die Seelöwen übrigens dafür verdient, dass sie die einzigen waren, die Ihr Fluggerät mehr oder weniger unbeschädigt wieder mit nach Hause nehmen konnten. Damit sind die nächsten Einsätze von Ferdinand als Maskottchen fürs Eisschwimmen und am Rosenmontag sichergestellt. Bedanken möchten sich die Seelöwen bei ihrem Sponsor, der Alois Hermann GmbH aus Merchweiler und Thomas Woll und dem Seifenkistenverein „Die Merchtalflitzer“, die mit Rat und Material ausgeholfen haben.

Bilder der Vorbereitung hier!

Bilder vom Event hier!

Hier gibt´s den Film vom spektakulären Flug